Merkwürdiges aus dem chilenischen Alltag

Hola mis queridos amigos!

Meine Zeit als Freiwillige in San Felipe ist leider zu Ende gegangen. Seit knapp einem Monat bin ich wieder in „good old Germany“ und kehre einer Welt den Rücken, von der ich nicht glaubte, dass sie so anders sein kann.

Es bedeutet auch, eine Umgebung zu verlassen, an die ich mich mittlerweile unglaublich gewohnt habe, und mich von vielen besonderen Menschen zu trennen. Ich trete wieder in ein Leben ein, von der ich vorher dachte, es sei das einzig Wahre Bezogen auf Bräuche und Verhaltensweisen anderswoa habe ich in diesem Jahr wahnsinnig viel gelernt. Obwohl diese nicht immer positiv waren, haben sie mich dennoch sehr fasziniert, und ich werde diese Erfahrungen immer bei mir haben.

Die Chilenen sehen sich selbst als sehr christlich und unglaublich religiös. Doch meine Erfahrungen widersprechen dem ziemlich. Weihnachten wird im Gegensatz zu Silvester eigentlich überhaupt nicht gefeiert. Das Wichtigste scheint die kitschige „US-amerikanische“ Dekoration. Überall hängen Lichterketten, Weihnachtsmänner in dicken Mänteln und mit weißem Bart sitzen schwitzend an den Straßenecken, und überall werden Plastikweihnachtsbäume aufgestellt.

Selbst die Plaza de Armas in San Felipe hängt voll mit Rentieren und Schlitten.
Überall läuft Weihnachtsmusik dieser Art: „It’s cold outside“ und ich lachte nur,
denn es war Hochsommer mit einer Temperatur von 40 Grad. Das hat alles nicht
so wirklich gepasst und wirkte sehr heuchlerisch und nachgemacht.
An Weihnachten selbst gibt es ein Essen und Geschenke, doch von einer
weihnachtlichen Stimmung in deutschem Sinne kann nicht die Rede
sein.

Und doch haben wir Freiwilligen unser Möglichstes getan, um wenigstens
ein bisschen weihnachtliche Stimmung zu bekommen: ein paar Kerzen,
Weihnachtsplätzchen backen mit den Jungs aus dem Pablo VI, Weihnachten in
der Casa Walter Zielke.

Silvester hingegen wird riesig gefeiert. Die Festanzüge werden herausgekramt
und das beste Essen kommt auf den Tisch. Ich konnte diese Erfahrung, in einer
Familie zu feiern, natürlich nicht teilen, dafür wurde ich aber von einem Freund
nach Valparaiso eingeladen und konnte ein 30-Minuten-Riesenfeuerwerk
genießen, das von Booten aus dem Wasser gezündet wurde. Atemberaubend!
Gegen Ende konnte man die Lichter schon gar nicht mehr sehen vor lauter
Rauch.

Die Straßen waren voll. Überall Menschen, die feiern – die meisten doch sehr
betrunken. – so viel zur Religiosität der Chilenen. Es schien mir doch sehr
widersprüchlich zu sein, dass sie sich selbst als sehr christlich einschätzen,
Silvester aber als den größten Feiertag nach dem Nationalfeiertag sehen.

Da in Chile die Jahreszeiten vertauscht sind, waren hier seit Mitte Dezember die
großen Sommerferien. Die Schulen wurden für 3 Monate geschlossen und alles
war ein bisschen ruhiger. Somit hatten wir Freiwilligen auch ein bisschen Zeit,
das Land kennen zu lernen. Und das ist wirklich lohnenswert!

Chile erstreckt sich über 39 Breitengrade. Es gibt also sehr viele verschiedene
Landschaften: Von Eis und Kälte in Patagonien über angenehmes Klima,
viel Wald, Wiese und beeindruckende Vulkane im kleinen Süden, über die
Metropole Santiago und die Sandwüste von La Serena bis zur Atacama, der
trockensten Wüste der Welt.

In Chile wird es einem also nicht langweilig beim Reisen. Ein paar Kilometer
weiter und man hat schon eine ganz neue Sicht.

Das Reisen in Chile ist sehr praktisch. Es gibt Busse in alle Richtungen und für
Preise, die wirklich nicht übel sind. Die Busse sind super bequem, sicher und
man kann sogar über Nacht reisen.

Ich habe auch einige Sachen beobachtet, die teilweise sehr amüsant sind.
Manchmal steht man auch einfach nur da und fragt sich: was soll das denn jetzt?
Doch das sind dann eben die Chilenen, die manchmal eine andere Logik haben
und alles ein bisschen ruhiger und „más tranqui“ (ruhiger) angehen…
Wer zum Beispiell das erste Mal in Chile ist, fragt sich, was es soll, dass jeden
Morgen eine andere Straße komplett überflutet ist. Ich bin bis jetzt noch nicht zu
einer wirklichen Antwort gekommen. Mal überfluten sie die komplette Straße
wegen Bauarbeiten, mal sind es die „Grünflächen“ San Felipes, die gewässert
werden müssen – leider etwas zu viel, denn die Straße hat dann wohl auch
noch ein „bisschen“ was abbekommen. Manchmal gibt es auch gar keinen
richtigen Grund. Jedenfalls sollte man früh morgens nicht mit dem Fahrrad ohne
Schutzblech unterwegs sein, denn sonst kann es schon mal
vorkommen, dass man nicht ganz sauber und trocken an seinem Ziel kommt.

Die Müllentsorgung in Chile ist auch ein wenig anders als in Deutschland.
Erstens wirft man einfach alles in einen Müllsack, seien es Glasflaschen, Papier
oder Möhrenschalen. Es kommt einfach alles zusammen. Dann nehme man
zwei Tüten, knote sie zusammen und hänge sie über einen Ast am Baum. Dort
wird der Müll drei Mal die Woche abgeholt und weggebracht. Ich will gar
nicht wissen wohin. Ich hoffe nur, dass es nicht alles auf die Müllkippe in der
Villa Industrial geschafft wird. Denn nur zwei Straßen weiter vom „Centro
Comunitario“ sollte eigentlich ein Flussufer sein. Doch das ist leider
ziemlich dreckig und voller Müll. Kinder spielen dort und finden Dinge, die dort
eigentlich nicht hingehören. Ja – Chile quillt vor Müll leider über.
Und dadurch auch die Straßenhunde. Gerade in San Felipe gibt es wirklich
Unmengen von Hunden, die sich vom Müll ernähren und auf den Straßen
rumtollen. Sie scheinen allerdings ein ganz schönes Leben in Freiheit zu haben,
jedenfalls im Vergleich zu den eingesperrten Hunden unserer Nachbarn.

Was auch noch ziemlich entspannend war, sind die sogenannten „Micros“,
die Busse, die da halten, wo jemand winkt. Man streckt einfach den Arm raus,
wenn die gewünschte Micro vorbei fährt, und sie hält an. Genauso ist es beim
Aussteigen. Ein Wort zum Busfahrer und er hält an. Etwas beängstigend ist
es allerdings, wenn die Türen eines überfüllten Busses schon ein paar hundert
Meter vor dem Halten geöffnet werden.

Was auch wirklich sehr auffallend ist: Offensichtlich sehe ich anders aus als
die Chileninnen. Blonde Haare, helle Augen, kein Chilene hat so etwas. Damit
war ich wohl etwas unglaublich Besonderes. Mir wurde nachgeschaut, -gerufen
oder –gehupt. Irgendwann fiel mir das schon gar nicht mehr auf, doch wenn
dann mal wieder ein Auto sehr langsam an einem vorbei fuhr und vier Männer
einen anstarren und auf einmal laut anfangen zu singen, ist einem das schon ein
bisschen unangenehm.

Chile ist einfach ein Land mit vielen Facetten. Nicht nur in der Vielseitigkeit der
Landschaft, sondern in vielem Anderen.

Der Gegensatz von Stadt und Land ist bemerkenswert. Kommt man in Santiago
an, könnte man meinen, man sei in einer europäischen Stadt gelandet. Doch
kaum ist man ein paar Kilometer außerhalb, sieht man sehr kleine Blechhütten,
in denen ganze Familien hausen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich
ist selbst in einem der reichsten Länder Südamerikas noch ziemlich groß. 3
Millionen der Einwohner Chiles leben mit weniger als einem Dollar pro Tag.
Auch merkt man sehr viele Unterschiede in den Charakteren der Menschen
von Stadt und Land. Ich wohnte in San Felipe – einer Stadt mit knapp
40.000 Einwohnern. Die Menschen sind zwar offener und gelassener als in
Deutschland, doch nicht so wie man es sich vorstellt. Sie sind in ihrem Westen unheimlich gastfreundlich, sehr viel offener als die meisten Deutschen, und haben die Ruhe in allen Lebenslagen für sich gepachtet.

Ich weiß jetzt schon, dass ich eines Tages dorthin zurückkehren werde. Und
nicht zuletzt, um den Reiz dieser Gegensätze kennenzulernen.

In nächster Zeit würde ich mich allerdings erst mal freuen, Euch
persönlich ein paar Fotos zu zeigen und Geschichten zu erzählen.

Bis dahin,

ein letztes Mal

„Besitos y abrazos“,

Eure Marielle

Dienstagmorgen …

Kurzmitteilung

Dienstagmorgen 10 Uhr:

 

Ich betrete das Colegio Dario Salas in Santa Maria. Ein langer Tag voller Spaß, aber auch voller Anstrengung liegt vor mir.

Unser letztes Projekt ist eine Schule in der Nachbargemeinde Santa Maria, eine Schule, die bis zum 12. Schuljahr besucht werden kann.

Die Arbeit hier ist wohl die vielfältigste aller Projekte. Man bewältigt alles über Hausmeistertätigkeiten bis hin zum Unterrichten.

Der Unterricht beginnt morgens um acht in der Primero Básico (entspricht der 1. Klasse auf deutschem Niveau). Zwischen spielerischem Lernen  wird eine Pause mit Milch und Keksen eingelegt. Eine Lehrerin bekommt hierfür Hilfe von einer Hilfslehrerin, um den fast 35 Kindern im Stoff weiterzuhelfen. Zum „almuerzo“ dem Mittagessen, finden sich dann nacheinander alle Jahrgänge in der Mensa ein. Dabei handelt es sich um ein einfaches Gericht mit einem Nachtisch.

 

Im Unterricht der Septimo Básico helfe ich im Englischunterricht. Bis jetzt wurde der Unterricht auf Spanisch abgehalten, aber der Schulleiter setzte durch, dass er von nun an auf Englisch stattfindet. Hier werden verschiedene Begebenheiten in alltäglichen Situationen auf Englisch übersetzt und in  die verschiedenen Vergangenheitsformen gesetzt. Wir dürfen den Vertretungsunterricht übernehmen und in der Klasse bei Fragen helfen.

Das Kollegium ist sehr offen und freundlich. Lehrer sitzen gerne im Lehrerraum zusammen, wenn sie gerade keinen Unterricht haben, und erzählen sich Geschichten oder reden mit uns. Denn wir sind auch für die Lehrer immer noch hoch interessant. So essen wir oft gemeinsam Mittag.

 

Ich habe mich mit den „Kollegen“ und den Kindern schon super angefreundet und werde die schöne Zeit dort sehr vermissen.

 

 

Erdbeben der Stärke 6,7 in Chile

 

 

 

Ein kräftiges Erdbeben hat in der Nacht auf Dienstag die Menschen in Chile aufgeschreckt. Die Regierung ordnete vorübergehend die Evakuierung von Küstengegenden des südamerikanischen Landes an. Es bestand aber keine Tsunami-Gefahr, wie die Katastrophenschutzbehörde Onemi betonte.

Schäden habe es nicht gegeben, teilte Vize-Innenminister Rodrigo Ubilla mit. In der Gegend von Valparaíso sei ein 72 Jahre alter Mann nach dem Beben an einem Herzinfarkt gestorben.

Die Erschütterungen erreichten nach vorläufigen Angaben des Seismologischen Dienstes der Universität von Chile eine Stärke von 6,3. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 6,7 an. Das Zentrum lag knapp 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Valparaíso in 31 Kilometern Tiefe unter dem Meeresgrund.

Die Zeitung „La Segunda“ berichtete in ihrer Online-Ausgabe, mancherorts sei der Strom ausgefallen, zeitweise seien die Telefonleitungen überlastet gewesen. Es habe mindestens sechs Nachbeben gegeben.

 

Da meine Stadt, San Felipe, dem Epizentrum nicht fern war, fühlte es sich für uns an, wie das Ende der Welt. Uns gehts aber allen gut.;)

Hallo liebe Spe…

Kurzmitteilung

Hallo liebe Spender!

Ich wollte euch einfach mal danken, dass ihr mich (in welcher Weise auch immer) so tatkräftig unterstützt! Ohne euch wären mir all diese Erfahrungen verwehrt geblieben und ich hätte nicht so ein wundervolles Jahr erlebt. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass noch rund 500 Euro fehlen =(

Ich würde mich freuen, wenn die, die noch nicht bezahlt haben ihren Betrag überweisen würden. Denn sonst müsste ich alles selber bezahlen.

Zusätzlich wäre es super Euch animieren zu können , noch ein paar Euro mehr an meine Organisation zu spenden.

Trotzdem:

Vielen Dank für alles,

Eure Marielle

Ferien

Nach langem Hin und Her, wo wir denn unsere Ferien verbringen sollten, nahmen wir Abschied von dem Plan nach Brasilien zu reisen und brachen anstatt dessen nach Argentinien auf. Die Idee war es, ein paar Tage in Buenos Aires zu verbringen, einen Eindruck der Stadt zu gewinnen und dann anschließend mit der Fähre nach Uruguay überzusetzen. Gesagt, getan;  am 30. Januar konnte die Reise quer durch Südamerika beginnen.  Wir passierten die Kordilleren  und nach einem kleinen Aufenthalt an der Grenze kamen wir in Argentinien an.

Nach ca. einem Tag Fahrt gelangten wir an unser Ziel.

Nachdem wir die breiteste Straße der Welt(12 Spuren) passierten, landeten wir sicher, aber fertig in unserem  gemütlichen Hostel in einem edleren Viertel von Buenos Aires.

An diesem Tag unternahmen wir nur noch eine Nahrungssuche und aßen in einem ganz netten Restaurant zu Abend.  Im Hostel machten wir nette Bekanntschaften; z.B. ein Columbianer, der uns am selben Abend noch versprach Salsa-Unterricht zu geben. Und ein etwas merkwuerdiges deutsches Paar mischte sich in unsere Spanisch-Englischen Gespraeche ein und ließ durchblicken, dass sie sich ihre „Flitterwochen“ eigentlich schoener vorgestellt hatten. Trotzdem endete der Abend relativ schnellmit einer Tätigkeit, der wir lange nicht mehr nachgegangen waren: schlafen.

Den ersten eigentlichen Tag in Buenos Aires nutzten wir für einen Museumsbesuch im Museo Nacional und einen anschließenden Gang über einen berühmten Friedhof, auf dem u.a. Evita begraben liegt. Als kleine Erinnerung; sie war die Firstlady des argentinischen Präsidenten Perón. Als Schauspielerin und Wohltäterin zugleich unterstützte sie nicht nur ihren Mann, sondern setzte sich auch für die Armen ein und gilt noch heute als Heldin der Nation. ♫ Don’t cry for me argentinaa und so weiter ;) ..

Ebenfalls spazierten wir am Hafen entlang, und schauten uns den Regierungspalast mit einer Ausstellung  der jetzigen argentinischen Präsidentin, Christina Fernandez de Kirchner, an.

Von einem plötzlichen Regenguss überrascht,  freuten wir uns derartig über den ersten Niederschlag dieser Art, dass wir, während alle Argentinier  rennend Unterschlupf suchten,  uns unter freien Himmel stellten und das Naturschauspielt genossen. Ein bisschen erinnerte  diese Großstadt im Regen an New York; Viele Autos, Viel Grau und ein unaufhörlich, stärker werdender Regen, der die Außenwelt aus unserer Micro heraus verschwommen werden ließ. Den Rest des Weges zurück in unser Hostel tanzten wir die Straße entlang, singend und Pfützen durchspringend. Nass bis auf die Knochen erreichten wir unsere Unterkunft und im wahrsten Sinne des Wortes fiel der Partyabend ins Wasser. Dafür wurde lecker gekocht und der Regenabend von drinnen glücklich

Jetzt fragt ihr euch vielleicht; wie denn der Eindruck von Buenos Aires war. Nun, wie bei fast jeder Großstadt in Südamerika erhascht man beim Hineinfahren erschreckende Bilder, die für die großflächig bestehende Armut stehen. In der Stadt selbst gibt es viele Hochhäuser, was alles in allem kein besonders schönes Stadtbild abgibt. Die vorherrschend schwüle Hitze war wohl einer der Gründe, weshalb ich mich nicht unbedingt noch länger dort aufhalten müsste.

Nach 2 bzw. 1halb Tagen Aufenthalt in Buenos Aires ging es am 2. Februar mit der Fähre auf nach Uruguay. Das Zwischenziel hieß Colonia, von dem aus wir mit dem Bus nach Montevideo, der Hauptstadt der Uruguayos, gelangten. Der erste Eindruck hier war grün und erinnerte an deutsche Landschaften. Ach, wie man diese Natur vermissen und lieben lernt im kargen Chile.

Natürlich ist es nicht dasselbe. Ab und zu tauchen am Straßenrand Palmen auf, die das tropikale Klima bestätigen. In der Hauptstadt angekommen, erwartet uns das wohl schönste Hostel, dass wir jemals besuchten und vielleicht besuchen werden. Willy Fog war einst eine Bäckerei und zum Hostelgeschäft umfunktioniert wurden. Eine besonders gemütliche Ecke seht ihr hier; die Chill- und Fernsehecke.

Hier in Montevideo schauten wir uns Hafen und Stadt an, besuchten einen berühmten Markt, bei dem wir kleine Kostbarkeiten ersteigerten und verbrachten einen Tag am Meer. Das Bad im Atlantik war herrlich und wir planschten wie die Kinder im Wasser herum. Außerdem machten wir viele Bekanntschaften;  Australier, Engländer, die Brasilianer und selbst die Mitarbeiter nahmen an dem nächtlichen Ausflug des fast gesamten Hostels teil, wo wir in einem kleinen, aber feinen Club Lifemusik lauschten und das Tanzbein schwangen.

Da unsere Reise ziemlich planlos verlief, was teilweise auch etwas anstrengend war,  hatte es aber doch auch sein Gutes. Im Willy Fog trafen wir 2 Australier, die uns von einem Hippiedorf namens punta del diablo, nördlich von Montevideo berichteten.  So entschieden wir uns am Montag im schönsten Hostel zu verabschieden und nahmen eine 5stündige Busfahrt nach „Zacken des Teufels“, wie die wortgetreue Übersetzung des Ortes lautet, auf uns.

Hier verbrachten wir die letzten Tage unserer Reise, genossen die schöne Umgebung, den Strand und das Meer. Ein paar Bekanntschaften aus Montevideo trafen wir erneut an und lernten zuletzt noch ein paar nette Chilenen in unserem sehr privaten 10er Zimmer kennen. Auch hier wurden wir am letzten Abend  noch einmal so richtig vom Regen mehr oder weniger überrascht und machten’s uns im Zimmer gemütlich. Ja, solche Kleinigekeiten lernt man weit, weit weg im heißen Chile zu schätzen. Als der Regen nachgelassen hatte, ließen wir den Abend in einem edlen Restaurant ausklingen. Es gab Entrecot, schöne Urlaubserinnerungen zu erzählen und später noch ein Spaziergang im Mondenschein am Meer entlang.

Was dafür mal wieder zu kurz kam, war der Schlaf, bevor wir am nächsten Morgen halb 5 aus den Federn mussten, um die Rückreise anzutreten, die en total 45h andauern sollte..

Vier Monate am anderen Ende der Welt

Mein erster Bericht für die Organisation

Marielle Mangold

Die Projekte in San Felipe 

Liebe Fifar, liebe Freunde, liebe Unterstützer!

Viel Zeit ist jetzt schon vergangen, seit ich das erste Mal in unserem kleinen Haus in San Felipe angekommen bin. Ein Haus, das für ein Jahr unser eigenes sein würde. Was aber alles auf mich zukommen würde und jetzt schon zugekommen ist, hätte ich mir nicht träumen lassen.
Trotz der ungewohnten Umstände hat mir der „Umzug“ in dieses fremde Land keinerlei Probleme bereitet. Nicht zuletzt liegt das an der wunderbar offenen Art der Chilenen, auf fremde Menschen zuzugehen.
In dem Hauptprojekt der Fifar, der “Casa Walter Zielke“, gab es trotz dieser offenen Art zunächst einmal Probleme. Klar wurde ich, genauso wie die anderen, als Fremdling angestarrt, aber keiner der 16 Jungs, die dort wohnen, hätte sich uns zu diesem Zeitpunkt anvertraut. Heute kann ich sagen, dass das Vertrauen mit der Zeit kommt und ich schon in einige Geheimnisse eingeweiht wurde.

Als Frau unter Jungen
Aber erst Mal zum Projekt: Die Casa ist ein Heim für Jungen ab 16. Sie wohnen dort, weil ihnen dort bessere Zukunftsperspektiven geboten werden. Sie gehen normal zur Schule, zur Uni oder machen eine Ausbildung und halten sich in dem Heim primär am Nachmittag auf. Aber da sie aus Problemfamilien stammen, haben sie auch schon sehr viel Stärke beweisen müssen. Denn nicht nur viele Narben, sondern auch ihr Verhalten gegenüber anderen Jugendlichen lässt auf eine schwere Vergangenheit schließen. Am Anfang bekam auch ich dieses Verhalten unfreiwillig zu spüren. Es wurden Witze gerissen und auf Spanisch gelästert, und generell wurde mir gezeigt, dass ich als Mädchen nicht willkommen war. Aber schon schnell haben sie Vertrauen zu mir gefasst.  Schlichtende Gespräche finden nun eher selten statt und die meiste Zeit wird gelacht, Schach gespielt oder einfach nur mal gemütlich zusammengesessen. An einem Wochenende ging es sogar ans Meer, nach Papudo. Das Haus musste sommerfertig gemacht werden, das heißt fegen, putzen, wischen, und das war auch alles überfällig. Aber da wir damit relativ schnell fertig waren, blieb uns viel Zeit, um am Strand zu entspannen und Fußball zu spielen. Der Ballsport ist hier ein Thema für sich: Es gibt  zwei Haupt-Teams, „Colo Colo“ und „La U“ (Universidad). Jedes Spiel seines bevorzugten Teams wird mit Wonne geguckt. Diese Leidenschaft geht aber auch ins schulische Fachgebiet über. So habe ich einem Casa-Jungen zusammen mit Caro geholfen, das Fussballstadion Barcelonas nachzubilden.

Der Nationalfeiertag (18. September) wurde mit einem Grillfest gefeiert.

Completos, Kopfball und Konflikte
Das 2. Projekt ist das mit Abstand beliebteste: Das Pablo VI., das seinen Namen von Papst Paul VI. hat, ist ein Jungenheim, in dem Kinder von 2 bis 12 Jahren wohnen. Sie leben jeweils zu zwölft in verschiedenen Häusern mit vielen Betreuerinnen, den Tiás. Sie sind meist Opfer von gewalttätigen Eltern und leben in dieser Einrichtung auch mit Psychologen zusammen, um Traumata zu verarbeiten. Unsere Aufgabe hier ist es, die Tía zu unterstützen, mit den Kids zu spielen, aber sie auch ein bisschen auf den Ernst des Lebens vorbereiten.
Hier fing es schon super an. Anlässlich des “ Mes de la socialidad“ (dt. Monat der Gemeinschaft) gab es dort Completos (Hot Dogs) zum Abwinken und Spiele rund um die Uhr. So beschmuddelten sich die Kinder ordentlich mit Avocadocreme und Mayo und spielten mit Ballons Kopfball. Der Tag wurde mit dem Kinderkanal und einer Bananenmilch abgerundet. Und ehe ich mich versehen konnte, hatte ich drei kleine Jungs auf meinem Schoß sitzen, die erschöpft und mit meinem Daumen in ihrem Mund einschliefen
Und an diesem Gefühl, den Jungs vertraut zu sein, hat sich bis heute nichts geändert. Ich freue mich jedes Mal wieder darauf, stundenlang Fangen zu spielen oder bei Schnick Schnack Schnuck zu verlieren und dann als Flugzeugträger zu fungieren.
Natürlich hilft man aber auch bei ernsteren Dingen. Schließlich müssen viele Streits geschlichtet werden, und wie das bei kleinen Rackern so ist, endet das Geraufe auch mal in Tränen. Mittlerweile ist mein Spanisch aber so gut geworden, dass man sie trotz Schluchzen und Schniefen versteht und eine Lösung findet. Und sei es „Duschen und ab ins Bett“.

Viel Wasser zu Weihnachten
Letzte Woche gab es eine Weihnachtsaktion. Viele Weihnachtselfe und ein Weihnachtsmann turnten durchs Gelände und verwöhnten alle mal gründlich. Das Highlight waren allerdings Geschenke. Jeder hat sich total über eine Wasserpistole und einen Plastikball gefreut. Kein Wunder, dass gleich mehrere Dinge zu Boden gingen und der Boden sich vor lauter Wasser in einen Pool verwandelte.

Ich habe das Gefühl, jeden Jungen schon lange zu kennen, und freue mich schon auf mehr gemeinsame Zeit mit ihnen.

Andres, einer der Kleinen aus dem Pablo

 Die Senioren freuen sich über jede Abwechslung
Als 3. Projekt arbeite ich im„Hogar de Christo“, ein Projekt, in dem es darum geht, den Tías bei ihrer Arbeit mit älteren Menschen zu helfen, also vor allem ihnen das Essen zuzubereiten. Die Senioren wohnen zuhause und können  in dieser Einrichtung drei Mal täglich essen oder auch schlafen.

Anfangs war es für mich eher langweilig, in dieses Heim zu gehen, zu schnippeln, stampfen oder umrühren. Von Márie, der Chefköchin, habe ich mir aber nach und nach schon viele Kochgeheimnisse abgeschaut. Mittlerweile macht selbst Zwiebeln schneiden unendlich viel Spaß. Aber es geht um weitaus mehr als das. Je besser mein Spanisch wird, desto mehr kann ich mich auch mit den Herrschaften beim gemeinsamen Mittagessen unterhalten. Sie haben viel zu erzählen, da sie mit ihren 80 Jahren schon sehr viel erlebt haben. Einige sind so dankbar für jede Abwechslung, dass sie in Gesprächen richtig aufgehen und ich von manchen sogar schon zum Schwimmbadbesuch oder zum Eis eingeladen wurde.
Ein Mann namens Jóvino hat mich besonders ins Herz geschlossen. Er gibt mir immer die Hälfte seines Essens und hat mich schon mehrfach eingeladen, mal bei ihm zu Hause Domino zu spielen. Er ist 81 Jahre alt und hat, wie alle Chilenen, eine unglaublich offene und freundliche Art. In diesem Projekt wird man einfach so angenommen wie man ist.

Wieder in der Schule
Seit neuestem arbeite ich in dem Colégio „Dario Salas“ einer Schule, die bis zum 12. Schuljahr besucht werden kann. Da es in Santa Maria, einem Nachbarort, liegt, muss ich meine schon verloren geglaubte Motivation der letzten 13 Jahre wieder ausgraben, um pünktlich in der Schule anzukommen.

Da dieses  Angebot, an einer Schule zu arbeiten, neu ist, wird einem sehr viel Aufmerksamkeit zuteil.

Die Arbeit hier macht mir super viel Spaß, ich darf nämlich unterrichten. In erster Linie natürlich, um der Lehrerin unter die Arme zu greifen, aber immer öfter kommen einige Kinder nicht mit, und dann komme ich ins Spiel. Die Kids der Segundo básico (entspricht in etwa der 2. Klasse im deutschen Schulsystem) sind leider auf völlig unterschiedlichen Lernniveaus. So gibt es drei verschiedene Bücher, die das gleiche Thema behandeln, aber in Schreibweise und Wortanzahl variieren.

In den Pausen werde ich dann geknuddelt, bekomme Liebesbriefe und jede Menge Kekse. Obwohl ich dort vor allem helfen soll, bin ich mehr eine Freundin als eine Erziehungsberechtigte. Daher sind die Kinder im Unterricht oft unaufmerksam und überschütten mich mit Fragen, die herzlich wenig mit dem Unterrichtsstoff zu tun haben. Über die Frage, wo ich eigentlich herkomme, wurde eine geschlagene Stunde Erdkundeunterricht eingeschoben.

Wenn nicht gerade etwas über Schafswolle gelernt wird, geht´s ans Rechnen. Schriftliches Addieren und Subtrahieren ist angesagt, und da musste ich erst mal vergessen, dass das Zeitalter des Taschenrechners in der Grundschule doch noch nicht angebrochen ist Aber obwohl ich in ihren Augen eine Ausländerin bleibe (und ich andauernd wegen meiner Augen oder meiner blonden Haare in den Himmel gelobt werde), bin ich doch trotzdem ein Teil ihres chilenischen Schulalltags. Mir gefällt die Arbeit dort alles in allem sehr, sehr gut und ich habe schon alle Kinder in mein Herz geschlossen.

Dies sind meine Projekte, die ich jetzt noch für knapp 8 Monate durchführen werde. Ich hoffe, dass sie mir weiterhin so viel Spaß bereiten und mich immer wieder aufs Neue überraschen.

Danke an alle Unterstützer! Ich lasse von mir hören!

Besos aus 40 Grad am 1. Advent,

Marielle

Neue Arbeit

Hallo ihr Lieben! 

Es ist wieder sehr viel Zeit vergangen, seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe… Hier bin ich!

Seit neuestem arbeite ich in einem Colegio, das ist eine Schule, die bis zum 12. Schuljahr besucht werden kann. Da sie in einem anderen Ort ist, muss ich das Haus schon um  halb acht verlassen.

Die Arbeit hier macht mir super viel Spaß, ich darf nämlich unterrichten. In erster Linie natürlich, um der Lehrerin unter die Arme zu greifen, aber immer öfter kommen einige Kinder nicht mit, und dann komme ich ins Spiel. Die Kids der segundo básico (entspricht in etwa der 2. Klasse im deutschen Schulsystem) sind leider auf völlig unterschiedlichen Lernniveaus. So gibt es drei verschiedene Bücher, die das gleiche Thema behandeln, aber in Schreibweise und Wortanzahl variieren.

Wenn nicht gerade etwas über Schafswolle gelernt wird, gehts ans Rechnen. Schriftliches Addieren und Subtrahieren ist angesagt, und da musste ich erstm mal vergessen, dass das Zeitalter des Taschenrechners in der Grundschule doch noch nicht angebrochen ist. In den Pausen werde ich dann geknuddelt, bekomme Liebesbriefe und jede Menge Kekse.

Mir gefällt die Arbeit dort alles in allem sehr, sehr gut und ich habe schon alle Kinder in mein Herz geschlossen.

 

Nächtliche Begegnung

Hallo liebe Freunde!

Mir gehts hier echt super! So langsam wird’s nämlich echt sommerlich! 28 Grad und mehr sind zwar toll, aber dafür ist man auch schlimmeren Gefahren ausgesetzt. Wie in der letzten Nacht, in der ich aufwachte und einer tödlichen Spinne ins Auge blickte… Ich bin natürlich wie von der Tarantel ( =D) gestochen aufgesprungen, um etwas zu suchen, was ihrem Leben ein Ende setzen würde. Als ich endlich meinen Schuh zur Hand hatte, war sie weg! Die Panik kann man sich nicht vorstellen…
Heute Morgen hab ich sie dann endlich hinter dem Bett gefunden, aber was noch besser war: Ich bekam eine Aufklärung!
Die Spinne beißt nämlich nur, wenn sie sich angegriffen fühlt (was aber leichter passieren kann als man denkt), und man hat 8 Dtunden Zeit, bis das Gift den Körper vollständig durchströmt hat. Zum Glück für uns gibt’s Krankenhäuser in der Nähe mit Gegengift! =)

News

In der letzten Woche wurde uns (zum Glück) mitgeteilt, dass eins unserer Projekte leider ausfällt, da wir nicht benötigt werden. Ich saß die meiste Zeit im Wohnzimmer und habe Klatschblätter gelesen, während sich die kleinen Mädchen vor dem Fernseher amüsiert haben. Es handelte sich um das Projekt „Maria Ayuda“, in dem auch schwangere Mädchen betreut werden. Nach vielen Gesprächen mit unseren Chefs und der Verantwortlichen dieses Projekts stand dann fest….ich hab 2 Mal die Woche frei?! =) Nein, natürlich nicht. Also musste ein anderes Projekt her. Nur ist das sehr schwer… Aber zum Glück gibt’s Connections in ein noch kleineres Kaff, nach Santa Maria (ca. 20 Minuten Busfahrt). Dort wird am Mittwoch ein Treffen mit dem Leiter einer Schule stattfinden, und ich werde hoffentlich bald dort anfangen. Einzelheiten folgen!